Einwände

Auf welche Hindernisse bzw. welchen Widerspruch trifft eine Kultur des Teilens in der Bildung?

Die folgenden 5 häufig gehörten bzw. erwarteten Einwände für eine Kultur des Teilens haben wir bei der Abschlussveranstaltung des Hamburger Blended Learning Kurses im Projekt ‚Digital macht Schule‘ gesammelt – und zugleich auch über mögliche Relativierungen bzw. Widerlegungen nachgedacht:

  1. Ich bin die einzige Person, die immer teilt. Das ist ungerecht!

Dieser Einwand lässt sich leicht entkräften. Denn wenn man Teilen als etwas Positives versteht, was einem selbst weiter bringt, dann kann man alle, die nicht teilen, nur bedauern. Ich würde mich ja auch nicht darüber beklagen, dass nur ich immer Schokolade geschenkt bekomme – und niemand sonst 🙂

  1. Das Material aus Schulbüchern ist nicht lizenzfrei. Das geltende Urheberrecht verhindert Teilen. Lizenzen sind zu kompliziert.

Dieser Einwand weist auf ein tatsächliches Problem hin: Das Urheberrecht in seiner aktuell gültigen Form, geht nicht von kollaborativer Entwicklung und offenen Teilen aus. Und alles, was urheberrechtlich geschützt ist, darf nicht öffentlich geteilt werden. Sobald ich aber selbst etwas erstelle, habe ich die Hoheit, darüber, zu entscheiden, ob und wenn ja unter welchen Bedingungen ich eine Weiternutzung erlauben will. Beim ersten Mal wirken die für solche Open Educational Resources (OER) verwendeten Creative Commons Lizenzen wahrscheinlich für viele sehr kompliziert. Man bekommt aber recht schnell Routine in der Nutzung. Einen offenen Online-Selbstlernkurs zum Einstieg gibt es hier.

  1. Teilen ist Mehrarbeit. Mir fehlt es an Freiraum dazu.

Dieser Einwand weist zurecht daraufhin, dass die Etablierung einer Kultur des Teilens zunächst vielleicht manche Anfangsinvestitionen erforderlich macht. Es stellen sich Fragen wie zum Beispiel: Wo kann ich teilen? Oder: Was muss ich rechtlich beachten? Zugleich gilt aber auch: Diese Anfangsinvestitionen zahlen sich mehr als aus. Nicht nur, dass ich durch offenes Teilen Bildung für alle besser mache. Zugleich bekomme ich durch Feedback, geteilte Materialien von anderen und Angebote zur Kollaboration sehr, sehr viel zurück.

  1. Geteiltes von anderen hilft mir ohnehin nicht, weil die Qualität des Materials nicht stimmt.

Sicherlich waren alle Pädagog*innen schon mit schlechten oder unpassenden Materialien konfrontiert. Das kann aber sowohl passieren, wenn ich ein proprietäres Material aufgreife, als auch wenn ich ein geteiltes Material finde. Und da immer mehr geteilt wird, gibt es auch immer mehr unpassende geteilte Materialien – ebenso aber auch immer mehr gute geteilte Materialien. Durch den Aufbau eines persönlichen Lernnetzwerks werde ich immer mehr und immer einfacher für mich passende Materialien finden können.

  1. Ich bin mit anderen in Konkurrenz.

Viele Pädagog*innen verstehen sich immer noch als Einzelkämpfer*innen. Und diese Wahrnehmung wird leider durch zahlreiche strukturelle Rahmenbedingungen verfestigt und bestärkt. Genau wie in anderen gesellschaftlichen Bereichen gilt aber auch in der Bildung: Wenn mehr Perspektiven zusammenkommen und Menschen kollaborativ zusammenarbeiten, wird Lehren und Lernen besser.

Weitere etwaige Einwände finden sich in diesem Flinga.

Welche Einwände kennst Du bzw. was hindert Dich selbst daran, eine Kultur des Teilens in der Bildung zu leben? Schreibe einen Kommentar bzw. beantworte die Einwände von anderen.

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